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2020 Jahreslosung

24. Juni 2020

Seit vielen Jahrzehnten geben die christlichen Kirchen dem Jahr mit einem Vers aus der Bibel eine Überschrift. Die biblische „Schlagzeile“ für das Jahr 2020 lautet: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Es geht um den Kampf eines Vaters um das Leben seines Kindes.  „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ – das ist der Stoßseufzer, der Schrei, das verzweifelte Bekenntnis eines Mannes, der fürchtet, ihm werde das Liebste in seinem Leben genommen. Sein Sohn leidet lebensbedrohlich an einer Form der Epilepsie, und der Vater leidet am Leiden seines Soh­nes. Niemand scheint helfen zu können. In seiner Verzweiflung wendet sich der Vater an Jesus: „Wenn Du kannst – hilf uns! Erbarm dich unser.“ Und Jesus sagt: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Da antwortet der Vater mit diesem Satz: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben.“ Das ist die Situation von uns Menschen. Wir möchten glauben können, wir möchten vertrauen können und werden doch immer wieder mit so vielem konfrontiert, das uns nicht nur um den Verstand, sondern auch um den Glauben bringen kann. Jesus erbarmt sich über diesen Vater und seinen Sohn. Und ich lerne daraus: In allem Unglauben, Zweifel, Hader bin ich immer noch bei Gott. Für die Entfernung und Entfremdung von ihm sorge ich selbst, wenn ich teilnahmslos werde gegen das Leben, wenn mich nichts mehr wirklich etwas angeht und ich mich eingerichtet habe in Gleichgültigkeit und Distanz. Aber wo wir um das Leben kämpfen, wo wir anderen Menschen Lebensmöglichkeiten eröffnen wollen, so wie dieser Vater seinem Sohn, da haben wir Gott zum Verbündeten. Da geht er mit unserem Glauben und unserem Unglauben durch dick und dünn – an den 366 Tagen dieses Jahres und weit darüber hinaus.

Martin Treichel